„Da hätte ich auch meinen SA-Mantel anziehen können…“1
Am vergangenen Samstag [27.09.2008] fand im Bunker Club auf dem Rosenplatz 7 in Chemnitz ein Neofolk-Abend mit den Bands Nebelung, THO-SO-AA, Manblot und Sonne Hagal statt.
Organisiert wurde das Konzert von der einschlägig bekannten Chemnitzer Equinoxe-Organization.
Trotzdessen, dass wir den Eigentümer der Räumlichkeiten, Mario Forberg, mehrfach darauf aufmerksam gemacht hatten, dass es sich dabei um Personen und Gruppen handelt, die Verbindungen in rechtsextreme Kreise aufweisen und offenbar keine Berührungsängste mit den braunen Protagonisten der Schwarzen Szene haben, sah dieser keinen Anlass, die Veranstaltung abzusagen.
Auch die Warnung, dass das Konzert definitiv rechtes bis rechtsextremes Publikum anziehen werde, schien Forberg nicht zu beeindrucken.
Schon ein Blick auf die Kennzeichen der Fahrzeuge, die an diesem Abend nahezu alle Parkmöglichkeiten am Rosenplatz ausfüllten, verriet, dass es sich bei dem Neofolk-Abend, den die Equinoxe-Organization geplant hatte, um eine Szene-Event von überregionaler Bedeutung handelte.
Heckscheiben-Aufkleber mit den Schriftzügen Burzum und Dies Natalis, sowie einige Fischadler-Motive2 ließen zudem schon vorab auf das anwesende Publikum schließen.
Unter nebulösen Darkambient-Klängen aus der Konserve fanden sich bis zum Konzertbeginn eine ganze Menge Besucher im Bunker Club ein.
Neben eher durchschnittlich gekleideten Personen und einer Reihe mehr oder weniger szenetypisch in Schale geworfenen Gothics, bewegten sich im Publikum, wie erwartet, auch einige Herren mit Flecktarnjacken, Bundeswehrmützen und gewichsten Scheitelfrisuren.
Manche Gäste zeigten Aufnäher mit dem Fischadler, der Schwarzen Sonne oder einem Bandlogo von Death In June.
Andere trugen T-Shirts mit einschlägigen Bandlogos oder der Aufschrift „Wotan ist mein Herr und Gott […] Er liegt den Freien, Starken, Kühnen! Den Heldensproß, der kämpft und lacht!“ und ein Konzertbesucher war mit einem olivgrünen Thor Steinar-Shirt bekleidet, auf dem neben dem Markennamen das Sturmgewehr G36 von Heckler & Koch mit der Unterschrift „Hausbesuche“ abgebildet war.
Unter den Anwesenden befand sich außerdem Uwe Nolte vom Hallenser Bandprojekt Orplid, dass zur Speerspitze des rechten Neofolk gezählt wird.
Einige Minuten nach 21.00 Uhr eröffneten schließlich Nebelung mit akustischen Gitarren- und Geigenklängen das Konzert und begeisterten zumindest Teile des Publikums mit Ihren deutschsprachigen Texten, die von Weltschmerz und Naturverbundenheit erzählten.
In heiterer Bierlaune erhoben einige Zuhörer mit einem freundlichen, aber doch formal anmutenden, „Prost, Kamerad!“ das Glas und wendeten sich anschließend wieder der Musik zu.
Der Applaus, den Nebelung für ihre Darbietung ernteten, wurde ab und an durch die „Wie geil!“-Rufe dreier einschlägig gekleideter Herren mit bayrischem Dialekt ergänzt, die sich dabei augenscheinlich köstlich über die offensichtliche Ähnlichkeit dieses Ausrufs mit dem Nazigruß „Sieg Heil!“ amüsierten.
In der anschließenden Umbaupause bot sich die Möglichkeit ein wenig an den Merchandising-Ständen zu stöbern.
Dort wurden neben dem neuen Eis & Licht3-Fanzine Zwielicht auch Tonträger der international bekannten extrem rechten Projekte Death In June, Fire & Ice, NON, Blood Axis und Dernière Volonté angeboten.
Der nachfolgende Auftritt von THO-SO-AA bot dem Publikum düstere elektronische Klangwelten in Kombination mit einer mysteriösen Videoperformance.
Jedoch konnte sich ein Teil der Anwesenden anscheinend nicht wirklich für das Werk des Elektronikers und der Flötistin begeistern und zog es vor den Konzertraum für eine Zigarette zu verlassen.
Doch spätestens beim Auftritt von Manblot, einer Kollaboration der schwedischen Band Solblot mit einem Mitglied von Of The Wand And The Moon, die mit rein akustischen Klängen aufwarteten, war wieder alles in Butter – zumindest im braun-schwarzen Sumpf.
Für den 31. Oktober plant die Equinoxe-Organization schon das nächste Konzert im Bunker Club.
Diesmal soll es eine „Industrialnacht“ mit Propergol, Anenzepahlia, CON-DOM und Herbst9 geben.
Das Publikum bei dieser Veranstaltung wird nicht zuletzt wegen des Line-ups ähnlich gelagert sein, wie am vergangenen Samstag.
Damit bietet Mario Forberg, der neben dem Bunker Club auch das Subway to Peter betreibt, erneut Raum für eine braun-schwarze Mischszene.
Der Neofolk-Abend am 27. September war über dies nicht das erste Mal, dass in den Clubräumen auf dem Rosenplatz kritikwürdige Konzerte veranstaltet wurden.
Seit Jahren finden im Bunker grauzonige Psychobilly-, Oi-, und neuerdings auch Hiphopevents statt.
Die Antwort auf die Frage, wie das zum Image des Subway als „links-alternativer Schuppen“ passt, blieb uns Forberg bisher schuldig.
Unverständlich ist uns außerdem, dass der Subway-Betreiber angesichts dieser Situation in AJZ-Kreisen offensichtlich immer noch mit Samthandschuhen angefasst wird.
Wir werden nicht zulassen, dass sich der Bunker Club durch die Fahrlässigkeit und das Profitstreben Forbergs als Lokalität für politisch grenzwertige Subkultur-Events etabliert.
Antifa heißt Angriff! Auf allen Ebenen, mit allen Mitteln!
Autonomes Aktionskomitee Karl-Marx-Stadt
Quelle: Homepage der Antifa Chemnitz, eingesehen am 12.10.2008
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„Ostara“ ist eine sog. „Darkpop“-Band, die 1999 von Richard Leviathan und Timothy Jenn gegründet wurde, um, nach eigener Aussage, tiefer ihr „abendländisches Erbe“ zu ergründen.
Die Band gilt als Nachfolgeprojekt der neonazistischen Formation „Strength Through Joy“ („Kraft Durch Freude“), die eine intensive Zusammenarbeit mit der rechten Band „Death in June“ pflegte, offen nationalsozialistische Inhalte affirmativ wiedergab (Titel wie „The Blond Beast“, z.B. spielen klar auf das „Ariertum“ an) und völkischen Ritualen ganze CDs widmete (wie mit „Salute to Light“, basierend auf Bildern des Hitler-Malers Fidus).
Der Name „Ostara“ spielt dabei einerseits auf eine germanische Frühlingsgöttin, andererseits auf die 1905 gegründete Zeitschrift gleichen Namens von Jörg Lanz von Liebenfels an. Diese okkulte Publikationsreihe hatte sich die „Erforschung und Pflege des heroischen Rassentums und Mannesrechts“ zum Ziel gesetzt und übte wesentlichen Einfluss auf die Ideologie der Nationalsozialisten aus. Die „Ambiguität“ des Bandnamens sei gewollt, gibt Leviathan in Interviews zu.
Die Band besteht heute aus vier Mitgliedern (Leviathan, Stu Mason, Tim Desmond und Dave Renwic) und spielt melodisch massentauglichen Pop – als Vorbilder gibt man Placebo und NIN an – mit antichristlichem und okkultem Inhalt. Die Bezugnahme auf rechte Ideologie ist dabei, wenn auch nicht mehr so eindeutig wie bei „Strength Trough Joy“, weiterhin Bestandteil der Band.
Die Veröffentlichung „Ultima Thule“, z.B., beschäftigt sich thematisch mit dem Thule-Mythos, der Legende einer germanischen „Urheimat“ am äußersten Nordrand („Ultima Thule“) der Welt, an. Schlagworte wie „Arier“ etc. werden dabei vermieden, stattdessen ergeht man sich in okkulten Untergangsphantasien.
Zwei Lieder der CD sind Leni Riefenstahl gewidmet. Die Propagandistin Hitlers gilt heute im rechten Rand der Neofolk-Szene als Ikone. Ihr gewidmet sind zahlreiche Sampler rechter Bands und ihre Bilder zieren so manches CD-Cover (u.a. auch von „Strength Through Joy“).
Dass rechtsextremes Gedankengut beim Kopf der Formation fest verankert ist, wird in zahlreichen Interviews – in denen er Ostara klar als „politisch“ klassifiziert – überdeutlich.
Den Nationalsozialismus klassifiziert Leviathan als „primitivistische Form des Faschismus, die einige Prinzipien hatte, die nicht einfach als pervers oder böse abgetan werden können“. Geboren aus „Kameradschaft und Leid an der Front“ habe dieser immerhin „viele der absoluten Unterscheidungen zwischen Klassen, die die alten Strukturen der Gesellschaft pervertiert hatten, aufgelöst.“ Dem vermeintlich „linken“ Flügel der NSDAP, wie den Gebrüdern Strasser, bescheinigt er einen Oppositonsstatus – exakt wie die rechte Band „Death in June“ es seit Jahren bei Ernst Röhm tut. Massenmord und Krieg wären einzig Hitlers Schuld.
Besonders der faschistische Intellektuelle Julius Evola hat es Leviathan angetan. Evola pflegte enge Verbindungen zum italienischen Faschismus (auch zu Mussolini persönlich), arbeitete zeitweise mit der, der SS unterstellten, Forschungs- und Lehrgemeinschaft „Ahnenerbe“ zusammen und hatte auch nach dem Zweiten Weltkrieg großen Einfluss auf rechtsextreme Organisationen (wie z.B. „Ordine Nuovo“).
Leviathan sieht Evola als lyrische Inspiration für sich und „Ostara“. Die Band zitiere ihn zwar nie direkt, aber Evola sei stehts „irgendwie im Hintergrund“. Besonders die „eurozentrische Denkweise und [sein] Verlangen die Wurzeln unserer Zivilisation wiederzuentdecken, zu erneuern und zu bekräftigen“ haben es dem Textschreiber von „Ostara“ angetan.
Des Weiteren sieht Leviathan, der Sohn säkularisierter jüdischer Eltern, die Notwendigkeit einer „spirituellen Elite“, einer „Aristokratie des Geistes“. Eindruck auf ihn habe in diesem Zusammenhang der neuromatische Dichter Stefan Anton George gemacht. Der reaktionäre und antiaufklärerische Lyriker entwarf in „Das neue Reich“ (1928) die Idee einer hierarchischen Gesellschaft, geführt von einer geistigen Elite. Dies veranlasste die Nazis dazu massiv um dessen Gunst zu werben, was George jedoch abwehrte. Diese reaktionäre und antidemokratische Opposition zu Nazideutschland attestiert Leviathan auch Von Stauffenberg, den er als einen „Patrioten“,„theoretisch loyal zum Regime“, fasst.
Auch Ernst Jünger, Antidemokrat und Autor des kriegsverherrlichenden Buches „In Stahlgewittern“, gegenüber äußert der Sänger Interesse. Dieser, ebenso wie weitere Autoren aus dem Zusammenhang der „konservativen Revolution“, hätten großen Einfluss auf seine Musik gehabt.
Somit lässt sich „Ostara“ klar als Band charakterisieren die sich der okkult-mystischen Grundlage des Faschismus verschrieben hat und nationalistisches, antidemokratisches und antiaufklärerisches Gedankengut propagiert – all dies verpackt in poppigem Gewandt. Kritik wird mit Verweis auf Leviathans Elternhaus pauschal als Rufmord abgetan.
Dazu passt es sehr gut, dass „Ostara“-CDs in Deutschland über das rechte Label „Eis&Licht“ vertrieben werden. Das Label von Stephan Pockrandt gibt das rechte Fanzine „zwielicht“ (Nachfolgeprojekt von Zinnober) heraus, veröffentlichte CDs der rechten Formationen „Waldteufel“, „Von Thronstahl “ und „Voxus Imp.“ und vertreibt über seinen Onlineshop „Neofolk.de“ rechte Szenegrößen wie „Death in June“, „Blood Axis“ und „Les Joyaux de la Princesse“.
Alle Zitate: wörtliche Übersetzungen von „Interview with Richard Leviathan (Ostara), 30/01/2001″, „Richard Leviathan of OSTARA. Interviewed by Troy Southgate“ und „OSTARA Interview. 23.02.2002″
Quelle: Polit-Cafe Azzoncao